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Geschichte

Die Gründungszeit der Pferdezuchtgenossenschaft um 1909

Der Franzose Louis Blériot flog 1909 erstmals mit einem Flugzeug über den Ärmelkanal und in der Schweiz blühte die Textilindustrie. Zwischen 1900 und 1910 verliessen aber auch über 50’000 Schweizer
Auswanderer ihre Heimat, voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Die Pferdezucht in der Schweiz hatte um die Jahrhundertwende eine wechselvolle Entwicklung hinter sich. Sie erlebte Blütezeiten, die wieder von Krisen, Zerfahrenheit und Unsicherheit abgelöst wurden. Bis 1855 wurden im Kanton Aargau zwischen 4’000 und 5’000 Pferde gezählt. Die Konkurrenz der Eisenbahn, besonders im Gütertransport und Postbetrieb, führte in den folgenden 30 Jahren zu einer Abnahme um und 1’000 Stück. Im Jahr 1868 griff der Bund mit gesetzlichen Regelungen in die Pferdezucht ein, der Kanton Aargau folgte mit einem kantonalen Gesetz zur Förderung der Pferdezucht. Die auf dieser
gesetzlichen Basis durchgeführten Pferdeausstellungen zeigten allerdings eine deutliche Verschlechterung der Qualität und ein sinkendes Interesse an der Pferdezucht. Die Schuld des Misserfolgs wurde den importierten Blutpferden zugeschrieben, die nicht auf das einheimische tutenmaterial und die Boden- und Klimaverhältnisse passten. Die Nachzuchtprodukte waren häufig zu gering und zu fein, um den damaligen Ansprüchen zu genügen. Bereits 1881 haben sich im Kanton argau
die Besitzer der wertvollsten Haustiere – die Pferde – zu Versicherungsgesellschaften auf Gegenseitigkeit zusammengeschlossen. 1886 begann ein langsamer Aufschwung der Pferdehaltung, indem besonders die Landwirtschaft als Pferdeabnehmer auftrat, so dass sich der Gesamtbestand bis 1911 verdoppeln konnte. 1899 war noch eine Deckstation in Muri mit einem Anglo- Normänner-Hengst «Kaled» in Betrieb. Die Pferdeschaukommission erhielt den Auftrag zu prüfen, ob diese Station weiter zu erhalten sei. In Anbetracht des steigenden Zugpferdebedarfs kam die Kommission am 23. Juli 1900 zu folgendem Schluss: «Es sei ein neuer Versuch zur Hebung der Pferdezucht zu wagen, und zwar durch Änderung des Zuchtziels und durch Gründung einer aargauischen Pferdezuchtgenossenschaft, wozu die nötigen Vorarbeiten beförderlich einzuleiten seien.» Nach einer Besichtigung der Pferdezuchtgenossenschaft Burgdorf arbeitete die Staatswirtschaftsdirektion Statuten für eine zu gründende Pferdezuchtgenossenschaft aus. Am 14. April 1901 wurde die «Aargauische Pferdezuchtgenossenschaft» von 55 Mitgliedern gegründet.

Am 3. Januar 1909 wurde die «Pferdezuchtgenossenschaft Zofingen» gegründet.

Die «Aargauische Pferdezuchtgenossenschaft» erfreute sich eines sehr guten Erfolgs und ermunterte eine Schar Pferdebesitzer im Bezirk Zofingen, ebenfalls Pferde auf genossenschaftlicher Basis zu züchten. Unter der Leitung von Bezirkstierarzt Dr. Schenker, dem späteren Kantonstierarzt, wurde am 3. Januar 1909 die «Pferdezuchtgenossenschaft Zofingen» gegründet, welche sich ebenfalls die Zucht eines landwirtschaftlichen Zugpferdes zum Ziel setzte. Allerdings sollte dieses Zugpferd nicht nur schwere Lasten ziehen können, sondern auch vor dem leichten Wagen durch seine Gängigkeit genügen. Es wurde deshalb das schwere Halbblut auf der Grundlage der Holsteinerrasse in Aussicht genommen. Im Gründungsjahr 1909 wurden in der Genossenschaft insgesamt 51 weibliche Zuchttiere prämiert, davon 43 Stuten, 3 halbjährige und 5 anderthalbjährige Fohlen. Das Protokoll der Gründungsversammlung vom 3. Januar 1909 ist leider nicht mehr auffindbar. Dem Firmenbuch des Handelsregisteramtes des Kantons Aargau ist folgender Gründungszweck zu entnehmen: Zucht eines schweren Warmblutpferdes (Holsteiner)


Text: Hansruedi Häfliger

Gründungsmitglieder